Spielplan 2016

Noises off – Der nackte Wahnsinn

Seit einigen Jahren war mir dieses Stück bereits bekannt und seit damals hat es mich gereizt, es auf die Bühne zu bringen. Der Inhalt selbst ist schnell erklärt: Es geht um ein kleines Ensemble, welches im eigentlichen Stück, selbst ein Theaterstück auf die Bühne bringen möchte. Der erste Akt zeigt noch die Generalprobe in der Nacht vor der Premiere, bei der vieles schief läuft, da die Probenzeit zu knapp war. Requisiten werden vergessen, Abgänge und -läufe sitzen nicht und der Text ist hier und da auch verschwunden. Durch genau solche Störungen, wird die Regie an den Rande des Wahnsinns getrieben, während auch jeder der Schauspieler „sein Päckchen zu tragen hat“. Liebeleinen
und Eifersucht in der Truppe, ein Alkoholproblem und Sardinen machen allen das Leben schwer.

Im zweiten Akt des Stücks wird die Premiere aufgeführt, bei der nun das absolute Chaos herrscht. Alles was schief gehen kann, geht schief -ganz nach Murphy- doch wie im echten Leben heißt es: „The Show must go on“.

Noises Off zeigte mir persönlich, dass eine Boulevardkomödie nicht flach sein
und sich um ein „Verwechslungsspiel mit Auflösung“ drehen muss. Gerade Komödien bergen mitunter die Gefahr ins Alberne abzudriften. Die Herausforderung besteht also darin komisch, aber nicht lächerlich zu werden. Das Tempo und die Abläufe dieses Stücks vermitteln eine besondere Dynamik. Das macht es auch für das Publikum so interessant, da immer etwas Neues und Unerwartetes auf der Bühne passiert, was ich selbst so von keinem anderen Stück kenne. Eine weitere Besonderheit ist das gesamte „Stück im Stück“-Konzept. Aufgrund dessen, dass die meisten Personen in diesem Stück Schauspieler spielen, haben diese zwei Fassetten auf der Bühne: Sich selbst und ihre Rolle. Dieser Bruch zwischen „Jetzt spielst du deine Rolle“ und „Jetzt bist du Privatperson“ war mir besonders wichtig bei den Proben. Hier heraus zu spielen, dass die Schauspieler eigentlich „raus“ aus Ihrem Stück sind und nicht wissen, wie sie das Stück „am Laufen halten“ sollen, hat einen besonderen Witz für mich.

Wer aber nun glaubt, hier geht es nur um Witz und Tempo, der irrt sich gewaltig. Mit „Noises off – der nackte Wahnsinn“ zeigen wir dem Publikum, wie es wirklich im Theater zugehen kann, und Sie glauben nicht, wie viel Wahrheit in diesem Stück steckt.

 


Der Medicus und das verflixte Tuch

„Der Medicus? Das ist doch dieser Roman von Noah Gordon!“ – solche und ähnliche Bemerkungen hörten wir immer wieder, wenn wir unseren Freunden und Bekannten erzählten, dass unser Winterstück im Jahr 2016 „Der Medicus“ heißen würde. Da unser Medicus über weitaus zauberhaftere Fähigkeiten verfügte, mussten wir dieser Assoziation entgegenwirken und beschlossen, dem Titel einen Zusatz zu geben. Köpfe rauchten, viele kreative Ideen wurden ausgetauscht und es wurde diskutiert und beraten. Schließlich, da unser Medicus zur Behandlung seiner Patienten ein besonderes Tuch zur Hilfe nahm, einigten wir uns auf den Titel „Der Medicus und das verflixte Tuch“.

„Wir“, das war ein bunt gemischtes Ensemble unter der Regie von Iris  und Patti. Eine besondere Freude und Bereicherung war bei diesem Stück, dass gleich mehrere Darsteller ihr Debüt auf der Bühne gaben. Einige waren sogar ganz neu bei den TFT dabei.
Nach einem Casting für die verfügbaren Rollen musste zunächst einmal das Stück ein wenig umgeschrieben werden. Dies übernahm die Regie selbst, und vor allem die kreativen Einfälle und die große Mühe von Iris müssen hier nochmal gelobt werden.

Als die Rollen dann endgültig verteilt waren, konnten die richtigen Proben beginnen. Und so tauchten wir zweimal in der Woche ins mittelalterliche Troisdorf ein, bekamen wöchentlich mehr Kostüme und Requisiten, der Text saß immer besser, die Souffleusen langweilten sich immer mehr.
Gerade durch die Verschiedenheit der Darsteller, sei es hinsichtlich des Alters, der Berufe, der sonstigen Hobbies etc., gestalteten sich die Proben sehr lebhaft und kreativ. Jeder brachte eigene Ideen mit ein und wir konnten aus einem sehr großen, mit Einfallsreichtum gefüllten Topf schöpfen, was die Umsetzung des Stücks betrifft. Das letzte Wort hatte dabei natürlich immer die Regie, trotzdem waren die Proben stets geprägt von sehr viel Austausch.

Neben den eher ernsthaften Überlegungen zur Gestaltung und Umsetzung des Stücks wurde auch sehr viel gelacht. An einigen Stellen mussten die betreffenden Schauspieler selbst immer wieder lachen, was für Heiterkeit im gesamten Ensemble gesorgt hat. Es ist aber zum Beispiel gar nicht so einfach, einem anderen todernst ins Gesicht zu blicken, der gerade versucht, wütend oder böse auszusehen, und dabei noch seinen Text zu sagen. Immer wieder schön war auch die zu Beginn noch nicht vorhandene Ode an Josephine, die natürlich trotzdem geprobt wurde. Die Darsteller ließen sich einiges einfallen, um die Abläufe trotzdem einzuüben und dabei die Stimmung deutlich zu machen – hach, schwelg, schmacht!

Wir hoffen sehr, dass wir das Publikum überzeugt haben, dass es sich lohnt, nicht nur Gordons Medicus im Kopf zu haben, sondern auch unseren. Doch wer würde ihn jetzt noch vergessen – mit seinen Tropfen, die man schlucken oder drauf träufeln kann, mit seinem Know-How in Allgemeinmedizin, Zahnmedizin und der Gynäkologie, mit dem passenden Spruch zu jeder Zeit, und natürlich seinem unverkennbaren, verflixten Wundertuch. Ob nun wahre Magie oder auch nicht – das mittelalterliche Troisdorf und seine Bewohner wurden in jede Menge Aufruhr versetzt, und das Publikum hatte seine helle Freude daran, das Chaos zu verfolgen und mitzufiebern. Und auch, wenn unser Medicus leider keine Wundertropfen, -salben oder andere Mittel im Angebot hat, eines haben wir von ihm gelernt: Alleine der Glaube an Magie, ist schon Magie!